Wenn Faszien durch Stress verkleben - das myofasziale Schmerzsyndrom


Stress, sowohl körperlicher als auch psychischer, wirkt sich auf unsere Faszien aus. Durch biochemische Prozesse entstehen bindegewebige Verklebungen und die typischen ausstrahlenden Schmerzen. Der Begriff „myofasziales Schmerzsyndrom“ beschreibt diese Dynamik – „Myo“ bedeutet Muskel und „faszial“ bezieht sich auf die bindegewebige Hülle der Muskeln. Lesen Sie in diesem Artikel Tipps zur Vorbeugung und Selbsthilfe.

Lesedauer etwa 4 Minuten.

Faszien im Stress - das myofasziale Schmerzsyndrom

Verklebte Faszien wirken sich auf die Körperhaltung aus.
Verklebte Faszien wirken sich auf die Körperhaltung aus.

Muskeln, Organe und andere Gewebe in unserem Körper sind von einer bindegewebigen Hülle umgeben, den sogenannten Faszien. Ihre Hauptaufgaben sind die Unterstützung und Stabilisierung des Körpers, die Trennung von Muskeln und Organen, die Weiterleitung mechanischer Spannungen und sie ermöglichen ein reibungsloses Gleiten der Strukturen und Gewebe.

 

Faszien verändern ihre Dreh- und Dehnungsfähigkeit durch biochemische Prozesse, die der Körper einleitet, um sich dort zusätzlich zu stabilisieren, wo es notwendig ist. Auch Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol greifen in den Stoffwechsel der Faszien ein. Diese Hormone fördern die Produktion von Kollagen, wodurch die Faszien fester und weniger elastisch werden. Sie werden dadurch zäher und dicker, insbesondere an bereits verspannten oder belasteten Stellen.


Durch Mikroschädigungen der Fasern oder Überlastung können Triggerpunkte entstehen. Diese sind schmerzhafte, verhärtete Bereiche, die druckempfindlich sind und ausstrahlende Schmerzen verursachen können.

 

Fazit: Das myofasziale Schmerzsyndrom ist ein chronischer Schmerzzustand, der durch Triggerpunkte in den Faszien und den umliegenden Muskeln verursacht wird.

 

Stressfaktoren und wie Sie ihnen entgegenwirken können

Stessfaktor Bewegungsmangel

Zu wenig Bewegung führt zu einer verminderten Durchspülung und Elastizität der Faszien, was Verklebungen und Steifheit begünstigt.

 

Tipp: Nutzen Sie die Bewegungsfreiheit Ihres Körpers, einschließlich der Gelenke, so oft wie möglich. Bewegen Sie sich mehrmals täglich, dehnen und strecken Sie sich genüsslich. Probieren Sie auch mal neue, unvertraute Bewegungen aus. Das mag sich zunächst ungewohnt anfühlen (und vielleicht auch so aussehen), erinnert Ihr Körpersystem jedoch daran, was alles möglich ist.

 

Stessfaktor Psyche

Psychischer Stress kann zu erhöhter Muskelspannung und damit zu einer zusätzlichen Belastung der Faszien führen. Zudem werden Stresshormone ausgeschüttet, die die Faszien zäher werden lassen.

 

Tipp: Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen und Yoga können helfen, psychischen Stress zu reduzieren. Gehen Sie Ihren Stressauslösern auf den Grund. Folgende Fragen können dabei unterstützen:

 

  • Was ist gerade zu viel oder unpassend in meinem Leben?
  • Was brauche, wünsche und will ich stattdessen?
  • Wie kann ich bekommen, was ich brauche?

Stessfaktor eingeschränktes Körpergefühl

Eine fehlende oder eingeschränkte Körperwahrnehmung kann dazu führen, dass ungünstige Bewegungsmuster nicht erkannt und korrigiert werden, was die Faszien belastet.

 

Tipp: Schulen Sie Ihre Körper-Selbstwahrnehmung durch Praktiken wie Yoga, Meditation, Tai Chi oder achtsames Bewegungstraining. Nur was wir wahrnehmen, können wir erkunden und verändern – das gilt sowohl für ungünstige Haltungsmuster als auch für sich anbahnende Schmerzen.

 

Stessfaktor Lebensstil

Schlechte Ernährung, zu wenig Schlaf und ungesunde Verhaltensweisen können die Gesundheit der Faszien negativ beeinflussen.

 

Tipp: Überprüfen Sie Ihren Lebensstil kritisch. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Wasserzufuhr sind essentiell für die optimale Funktion Ihres Körpers. Ebenso ist tiefer und ausreichend langer Schlaf entscheidend für die tägliche Regeneration.

 

Was Sie außerdem tun können

Selbstmassage

Die Selbstbehandlung mit einer Faszienrolle kann helfen, das Gewebe zu durchfluten, Verklebungen zu lösen und die Selbstheilungskräfte Ihres Bindegewebes zu fördern. Informationen über geeignete Techniken finden Sie im Internet.

 

Tipp: Für die Ausführung möchte ich Ihnen ans Herz legen, die Übungen mit der Faszienrolle langsam, schmelzend, bewusst atmend und achtsam durchzuführen. Die Arbeit mit der Rolle kann anfangs recht schmerzhaft sein – hier gilt: weniger ist oft mehr. Ihr Körpersystem verschließt sich, wenn zu starke Schmerzen auftreten, was den Effekt der Mühe deutlich vermindert.

Lassen Sie sich helfen

  • Medizinische Abklärung: Starke oder plötzlich auftretende Schmerzen sollten medizinisch abgeklärt werden, um andere Ursachen auszuschließen.
  • Professionelle Therapie: Wenn Schmerzen zunächst lokal begrenzt auftreten, kann die Ursache dennoch in einem anderen Körperbereich liegen. Beispielsweise kann ein Rückenproblem Schmerzen im Knie oder Nacken auslösen. In solchen Fällen kann ein erfahrener Körpertherapeut oder Osteopath helfen.
  • Emotionale Unterstützung: Sollten Sie feststellen, dass Sie ein schweres emotionales Päckchen mit sich herumtragen, wie soziale Ängste, Depressionen oder Traumata, müssen und sollten Sie das nicht allein bewältigen. Sich Unterstützung in Form von therapeutischer Begleitung zu suchen, ist ein Zeichen von Stärke und gesunder Selbstfürsorge.

Haben Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Thema oder suchen Sie therapeutische Unterstützung? Schreiben Sie mir gerne. Ich unterstütze Sie auch bei der Einschätzung von Beschwerden – kostenlos und unverbindlich.

 

Quelle: Myers, T. W. (2010). Anatomy Trains: Myofasziale Leitbahnen für Manual- und Bewegungstherapeuten (2. Auflage). Urban & Fischer.